Keir Starmer (61) ist neuer Premierminister des Vereinigten Königreichs. König Charles III. beauftragte den Chef der sozialdemokratischen Labourpartei in der traditionellen Handkuss-Zeremonie mit der Regierungsbildung, danach fuhr er zum Regierungssitz nach Downing Street Nummer 10 – als neuer Mieter!
So schnell? Erst gestern hatte Starmers Labourpartei einen Erdrutschsieg bei der Parlamentswahl geholt; sie beendete die 14 Jahre währende Dominanz der Konservativen und bescherte ihnen das heftigste Wahl-Debakel seit gut 110 Jahren!
König Charles nahm am Freitag zunächst den Rücktritt des bisherigen Regierungschefs Rishi Sunak von den konservativen Tories an.
In Großbritannien wird immer schon am Tag nach der Wahl der neue Premier vom König ernannt. Der zieht dann in seinen Amtssitz in der Downing Street 10 ein.
Wird die Hand des Königs wirklich geküsst?
Den Auftrag, eine Regierung zu bilden, holt sich der neue Premier vom König. Diese Zeremonie wird noch heute als „kissing hands“ bezeichnet, also als Handkuss des Politikers dem König gegenüber. Damit drückt der gewählte Politiker der Krone seine Loyalität aus.
Die Tradition geht mindestens 300 Jahre auf Robert Walpole zurück, der als erster britischer Premierminister gilt. Er regierte ab 1721 faktisch, ab 1730 auch formell und blieb bis 1742 im Amt.
Allerdings: Heutzutage wird die Hand des Monarchen nicht mehr physisch geküsst, ein Handschlag reicht als Symbol für den Handkuss aus.
Warum geht der Amtsantritt bei den Briten so schnell?
Das Wahlrecht sorgt dafür, dass fast immer eine von zwei Parteien an die Macht gelangt – anders als in Deutschland, wo nach der Bundestagswahl erst mal mühsame Koalitionsverhandlungen beginnen.
Auch die Besetzung der Ministerposten wird bei uns erst nach der Bundestagswahl verhandelt. Die Briten hingegen wissen genau, wen sie in die Regierung wählen, weil die Spitzenkandidaten vor der Wahl ihre Schattenkabinette präsentieren.
Erst nachdem sich der Bundestag konstituiert hat, wird der Kanzler von ihm – also vom Volk –gewählt. Bei den Briten ist es der König, der Volkes Willen durch die Ernennung des Premiers durchdrückt.
Das Regierungsprogramm – also das, was in Deutschland die Koalitionspartner miteinander aushandeln – wird bei den Briten in einer gesonderten Zeremonie nach der Regierungsbildung verlesen: wieder vom König.
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